Bahnen im Großhirn
Übersicht:
- Der 1. Hirnnerv - der RIECHNERV - zieht ins Großhirn -
Tractus olfactorius Vom ‚Bulbus olfactorius’ (= Riechkolben) zur AMYGDALA und zu weiteren Anteilen im ‚LIMBISCHEN SYSTEM’.
Die Riechkolben liegen beidseits unter dem FRONTALLAPPEN des Großhirns; sie nehmen die Riechnerven auf.
Riechbahn: Verläuft bis zur AMYGDALA (= Mandelkern) und zu weiteren Anteilen des ‚Limbischen Kortex’.
AMYGDALA und weitere Anteile im ‚LIMBISCHEN SYSTEM’ liegen im TEMPORALLAPPEN (= Schläfenlappen). Im Schläfenlappen liegt die HÖRREGION (= Klang- und Geräuscherkennung) und das AKUSTISCHE SPRACHZENTRUM für Worterkennung und Worterinnerung (= Wernicke-Zentrum).
Tractus corticohypothalamicus Fasern vom 'Riechhirn' und FRONTALLAPPEN zum HYPOTHALAMUS (im Zwischenhirn).
Das RIECHHIRN (= Rhinencephalon) ist der ‚älteste Teil’ des Großhirns. Die Riechbahn hat auch Verbindungen zum ‚Limbischen System’: Area subcallosa Amygdala Gyrus parahippocampalis (Windung im SCHLÄFENLAPPEN = TEMPORALLAPPEN)
Hier liegt u. a. die HÖRREGION und das WERNICKE-ZENTRUM (s. o.).
Tractus corticopontini Von der Großhirnrinde zur Brücke (= Pons) bzw. zu Brückenkernen. Und Bahnen des Mittelhirns (= Mesencephalon) zur Brücke.
Dazu gehören die sog. GROSSHIRNBRÜCKEN-BAHNEN:
- Tractus frontopontinus - Tractus parietopontinus - Tractus temporopontinus - Tractus occipitopontinus
Es sind Bahnen jeweils von der Rinde des:
FRONTALLAPPEN (Stirnlappen) - Assoziationsareale - Broca-Sprachzentrum (motorisch)
PARIETALLAPPEN (Scheitellappen) - Lesezentrum (im hinteren Scheitellappen) - Wahrnehmung von Tast-, Druck-, Schmerz- und Temperaturreizen
TEMPORALLAPPEN (Schläfenlappen) - Hörzentrum - Wernicke-Zentrum für die Spracherkennung
OCCIPITALLAPPEN (Hinterhauptslappen) - Sehzentrum - visuelles Assoziationsgebiet
Die Fasern verlaufen v. a. über die CAPSULA INTERNA zu den BRÜCKENKERNEN und über Bahnen des MITTELHIRNS zur BRÜCKE.
CAPSULA INTERNA = Markschicht des Großhirns mit auf- und absteigenden Projektionsbahnen.
Die Brückenkerne (NUCLEI PONTIS) sind Umschaltstation für die Bahnen zwischen Groß- und Kleinhirn.
NUCLEUS SENSIBILIS PONTINUS: Kern für die sensiblen Fasern des V. Hirnnerven (NERVUS TRIGEMINUS; versorgt Augenhöhle, Ober- und Unterkiefer, Stirn, Zähne, Zahnfleisch)
NUCLEI VESTIBULARES (Gleichgewichtskerne): Am Boden des 4. Hirnventrikels (Rautengrube) mit Verbindungen zu Rückenmark, Kleinhirn und Fasciculus longitudinalis medialis
Man unterscheidet die Vestibulariskerne:
NUCLEUS VESTIBULARIS MEDIALIS
Erhält Impulse aus den ‚Bogengängen’; hier (und auch im Vorhof des Ohres) liegen die Sinnesrezeptoren des Gleichgewichtsorgans.
NUCLEUS VESTIBULARIS LATERALIS
Ursprung des Tractus vestibulospinalis; er verläuft im VORDERSTRANG zu den VORDERWURZELZELLEN des Rückenmarks (s. Motoneurone).
NUCLEUS VESTIBULARIS SUPERIOR und INFERIOR
Der ’Fasciculus longitudinalis medialis’ liegt im rückseitigen (= dorsalen) Teil der Brücke. Es ist ein ‚auf- und absteigendes’ Fasersystem und verbindet und koordiniert die motorischen Hirnnervenkerne miteinander und den Vestibularapparat mit der Augen-, Hals- und Rumpfmuskulatur, u. a. auch die Kau-, Zungen- und Schlundmuskulatur beim Sprechen und Schlucken.
Motorische Hirnnerven bzw. Hirnnervenkerne und ihre jeweiligen ‚Versorgungsgebiete’: Siehe 'Pyramidenbahn'.
Tractus corticospinalis ventralis, lateralis (syn. Tractus pyramidalis); Pyramidenbahn; Großhirnbrückenbahn
Zur Pyramidenbahn gehören alle ABSTEIGENDEN Leitungsbahnen, die von der GROSSHIRNRINDE bis zu den motorischen Kernen der HIRNNERVEN …
… oder zu den VORDERHORNZELLEN* des Rückenmarks verlaufen.
Die Fasern haben ihren ‚Ursprung’ v. a. in der ‚Vorderen Zentralwindung’ (= GYRUS PRECENTRALIS;); sie ziehen durch die
- CAPSULA INTERNA (= Markschicht des Großhirns), - CRUS CEREBRI (= Hirnschenkel) und die - BRÜCKE
zur MEDULLA OBLONGATA.
* Der GYRUS PRECENTRALIS (= 'Vordere Zentralwindung') enthält den Großteil des ‚primären motorischen Rindenfeldes’ für die Steuerung bewusster Bewegungen; im GYRUS POSTCENTRALIS (= ‚Hintere Zentralwindung’) liegt das ‚primäre sensorische Rindenfeld’. es nimmt die Informationen aus den jeweiligen Rezeptoren der ‚Peripherie’ auf und vermittelt bewusste Empfindungen.
In der Medulla oblongata liegt die sog. PYRAMIDENKREUZUNG:
80 – 90 % der Fasern kreuzen hier auf die andere Seite und bilden die PYRAMIDENSEITENSTRANGBAHN.
Die ungekreuzten Fasern bilden die PYRAMIDENVORDERSTRANGBAHN; die Fasern in dieser Bahn kreuzen erst im jeweiligen Rückenmarksegment zur Gegenseite.
Beide 'Bahnen' enden an den VORDERHORNZELLEN, direkt oder indirekt über Interneurone* an den ALPHAMOTONEURONEN*.
* Als HÖRNER bezeichnet man die äußeren Anteile der ‚grauen Substanz’ (= Substantia grisea) im Rückenmark: * Axon = ‚wegführender’ Fortsatz einer Nervenzelle; die meisten Nervenzellen haben mehrere ‚zuführende’ Fortsätze (= Dendriten), aber nur ein Axon.
* Interneurone sind Nervenzellen im ZNS (= Zentrales Nervensystem) für die Erregungssteuerung und Informationsverarbeitung; sie verschalten Leitungsbahnen miteinander: Erregend (= exzitatorisch) und hemmend (= inhibitorisch).
Sie sind auch wichtig für die Verschaltung von 'polysynaptischen Reflexen'. Die Transmitter an ihren Synapsen sind GABA, Glycin und evtl. andere Aminosäuren und Katecholamine. Ihr kurzes Axon (= wegführender Fortsatz) verlässt die ‚Substantia grisea’ NICHT.
* Alpha- und Gammamotoneurone liegen in den VORDERHÖRNERN des Rückenmarks (‚VORDERHORNZELLEN’; 2. motorisches Neuron). Alphamotoneurone innervieren die Muskelfasern außerhalb der Muskelspindel (= extrafusal), Gammamotoneurone die Fasern innerhalb der Muskelspindel (= intrafusal).
Muskelspindeln sind ‚Sinnesorgane’ und wichtig für die Wahrnehmung der ‚Tiefensensibilität’ (= Propriozeption; Wahrnehmung der Stellung und Bewegung des Körpers im Raum).
Die Pyramidenbahn ist eine der wichtigsten Leitungsbahnen. Ihre Aufgabe: Sie wird durch zahlreiche motorische ‚Nebenbahnen’ und auch durch das ‚extrapyramidale System’ unterstützt.
Zu den ‚Extrapyramidalen Bahnen’ zählt man alle – absteigenden - Bahnen, die nicht zur PYRAMIDENBAHN gehören. Sie verlaufen im VORDERSEITENSTRANG* des Rückenmarks und enden – direkt oder indirekt – an den motorischen VORDERHORNZELLEN. Es sind u. a.:
- Tractus rubrospinalis - Tractus vestibulospinalis - Tractus reticulospinalis
* Den ‚Vorder- und Seitenstrang’ des Rückenmarks bezeichnet man meist als ‚Vorderseitenstrang’. Zu den VORDERSEITENSTRANGBAHNEN gehören (s. ‚Tractus’):
- Tractus spinocerebellares - Tractus spinothalamicus lateralis - Tractus spinothalamicus anterior
Das ‚extrapyramidale System’ steuert v. a. unsere ‚unwillkürliche’ Motorik und unseren Muskelgrundtonus, verfeinert die ‚Willkürmotorik’ (Ausdrucks- und Abwehrbewegungen, Gleichgewichtsbewegungen). Die Kerngebiete dieses Systems, u. a.
- Pallidum - Substantia nigra - Nucleus ruber - Nucleus vestibularis lateralis (Ursprung des ‚Tractus vestibulospinalis’) - Nucleus dentatus (Kleinhirn)
… haben Verbindung zu:
- Großhirnrinde (indirekt über den THALAMUS) - Kleinhirn - visuellem System (‚Colliculi superiores’) - Gleichgewichtssinn
Tractus corticonuclearis
Teil der PYRAMIDENBAHN (Tractus pyramidalis); führt zu motorischen Hirnnervenkernen (s. Pyramidenbahn).
‚Aufsteigende’ Fasern:
Tractus thalamocorticalis Fasern aus den NUCLEI VENTRALES THALAMI POSTERIOR und MEDIALIS (= sog. 'hintere und mittlere Kerngruppen' des THALAMUS) zur Rinde des GYRUS POSTCENTRALIS (= ‚Hintere Zentralwindung').
Diese Kerngruppen sind Schaltstationen für sensible und sensorische Bahnen aus der Peripherie; sie ziehen als TRACTUS THALAMICOCORTICALIS zur ‚Hinteren Zentralwindung’.
Die ‚vorderen Kerngruppen’ (NUCLEI VENTRALES THALAMI ANTERIOR) erhalten Impulse vom Pallidum, Kleinhirn und NUCLEUS INTERSTITIALIS und geben sie an die motorische Rinde weiter.
Die weiteren Kerngruppen (NUCLEUS LATERALIS DORSALIS und POSTERIOR) haben Verbindungen zu: Thalamuskernen Scheitel- und Schläfenlappen (= PARIETAL- und TEMPORALLAPPEN)
Die 'Hintere Zentralwindung' (= GYRUS POSTCENTRALIS) enthält das ‚sensible Rindenfeld’ für die Wahrnehmung der Oberflächen- und Tiefensensibilität.
Der NUCLEUS INTERSTITIALIS - er liegt in der FORMATIO RETICULARIS im Mittelhirn - erhält auch Fasern
- aus den NUCLEI VESTIBULARES - aus dem PALLIDUM und - aus der ‚grauen Schicht’ der COLLICULI SUPERIORES (‚obere Vierhügel’; gehören zur Sehbahn).
Aus diesem NUCLEUS INTERSTITIALIS entspringt ein Teil der Fasern des FASCICULUS LONGITUDINALIS MEDIALIS:
Er liegt im rückseitigen (= dorsalen) Teil der Brücke; es ist ein ‚auf- und absteigendes’ Fasersystem. Es verbindet und koordiniert die motorischen Hirnnervenkerne miteinander und den Vestibularapparat mit der Augen-, Hals- und Rumpfmuskulatur, u. a. auch die Kau-, Zungen- und Schlundmuskeln beim Sprechen und Schlucken (s. a. Tractus corticopontini).
Motorische Hirnnerven bzw. Hirnnervenkerne und ihre jeweiligen ‚Versorgungsgebiete’:
Der Scheitellappen (= PARIETALLAPPEN) ist wichtig für die Wahrnehmung von Tast-, Druck-, Schmerz- und Temperaturreizen.
Im Schläfenlappen (= TEMPORALLAPPEN) liegt die HÖRREGION; er ist wichtig für die Wort-, Klang- und Geräuscherkennung (s. o.).
Quellen und zum Weiterlesen: Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel’ und 'Naturheilpraxis heute’
Siehe auch: Wunderwerk Gehirn - Kleinhirn, Mittelhirn, Rindenarchitektonik; Substantia alba, grisea und nigra etc. Hirnnerven, Nervensystem, Nuclei: Hirnnervenkerne Zum Nachdenken: Rautengrube
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