Leitungsbahnen - Nervenbahnen
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Leitungsbahnen
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Leitungsbahnen sind 'hintereinandergeschaltete' Nervenzellen. Sie liegen im Rückenmark.
Man unterscheidet:
- Motorische Leitungsbahnen - für unsere Bewegungen
- Sensible Leitungsbahnen für unsere Empfindungen (Berührung, Druck, Schmerz, Temperatur, Tiefensensibilität, Lokalisation)
Zu den 'motorischen Leitungsbahnen' gehören:
- Die Pyramidenbahn (= Großhirnbrückenbahn) für unsere willkürliche, bewusste Bewegung
- Die extrapyramidalen Bahnen für unsere unwillkürlichen, unbewussten Bewegungen.
-> Siehe auch: Pyramidenbahn, Extrapyramidale Bahnen
Diese 'Hintereinanderschaltung' der Nervenzellen erfolgt über Nervenzellfortsätze (= Dendriten und Axone) und Synapsen:
Nervenzellen und ihre zugehörigen Fortsätze werden als Neurone bezeichnet.
Mit ihren Fortsätzen - den Dendriten und Axonen - nehmen sie Kontakt auf mit anderen Nervenzellen.
Diese 'Gebilde' sind hochspezialisierte Zellen:
- Sie nehmen elektrische Signale auf, verarbeiten sie und leiten sie weiter: Mittels elektrischer und biochemischer Vorgänge.
Dendriten sind 'zuführende' Fortsätze: Sie nehmen Reize auf. Hier ändern sich die 'elektrischen Signale' relativ langsam - je nachdem, wie viele Synapsen angesprochen werden.
Axone (= Achsenzylinder oder auch Neuriten genannt) sind 'wegführende' Fortsätze: Sie leiten die elektrischen Impulse weiter zu anderen Neuronen oder z. B. zu Muskelzellen. Das Axon ist von einer MYELINSCHEIDE umgeben.
-> Siehe auch: Essen & Co. - Wasserlösliche Vitamine (v. a. B1, B12)
Die meisten Nervenzellen haben mehrere Dendriten, also 'zuführende' Fortsätze, aber nur ein Axon, also nur einen 'wegführenden' Fortsatz!
Es gibt hiervon allerdings Sonderformen, z. B.:
- Unipolare Nervenzellen mit einem Axon, aber ohne Dendriten - z. B. Stäbchen- und Zapfenzellen in der Netzhaut des Auges und den Riechzellen
- Bipolare Nervenzellen mit einem Axon und einem Dendriten - z. B. als 1. Neuron in der Netzhaut des Auges, im Nervus vestibulocochlearis oder Nervus trigeminus
- Pseudounipolare Nervenzellen mit ursprünglich bipolarem Fortsatz, der sich erst später wieder aufzweigt - v. a. in Spinalganglien (= Nervenzellen, deren Fortsätze über die Rückenmarknerven verlaufen)
- Die Länge eines Axons: Wenige Millimeter bis zu einem Meter!
- Eine Nervenzelle hat meist mehrere tausend Kontaktstellen (= Synapsen) zu anderen Nervenzellen!
Synapsen verbinden Nervenzellen miteinander - normalerweise jeweils ein Axon mit einem Dendriten - oder eine Nervenzelle mit einer Drüsen- oder Muskelzelle.
Synapsen sind Umschaltstellen für die Erregungsübertragung. Man unterscheidet drei Teile:
- Präsynaptischer Teil: Das Axon mit den mit Neurotransmittern gefüllten synaptischen Bläschen.
- Postsynaptischer Teil: Zelle und Membran und Rezeptoren für die Neurotransmitter.
- Synaptischer Spalt: Er liegt zwischen der prä- und postsynaptischen Zelle und ist gefüllt mit 'Extrazellulärflüssigkeit'.
Neurotransmitter sind die Überträgerstoffe für die Informationsübermittlung:
Durch die Erregung des präsynaptischen Axons werden sie aus den Bläschen in den synaptischen Spalt freigesetzt und binden sich an die Rezeptoren der postsynaptischen Membran. Danach werden sie entweder von Enzymen abgebaut oder wieder zum präsynaptischen Axon zurücktransportiert.
An erregenden Synapsen löst ein Neurotransmitter eine sog. 'Depolarisation' aus; an hemmenden Synapsen eine sog. 'Hyperpolarisation'.*
* Depolarisation = Abschwächung des 'Ruhepotentials'; Hyperpolarisation = Verstärkung des 'Ruhepotentials'
-> Siehe auch: Dopamin & Co. - Neurotransmitter
- Nervenzellen können sich nach Abschluss des Gehirnwachstums nicht mehr teilen.
- Nervenzellen können sich nicht selbst 'stützen, schützen und ernähren' ...
Diese Funktionen erfüllen die sog. Gliazellen (= Stützzellen):
Gliazellen können sich meist 'lebenslänglich' teilen. Man unterscheidet vier Formen:
- Astrozyten - mit mehreren Fortsätzen
- Oligodendrozyten - sie bilden die 'Markscheiden'
- Mikrogliazellen - sie wehren Krankheitserreger ab
- Ependymzellen - sie kleiden Hohlräume aus im Gehirn und im Rückenmark
Gliazellen dienen auch der elektrischen Isolierung, und sie bilden die Blut-Hirn-Schranke - eine Barriere, die unser Gehirn schützen soll vor schädlichen Substanzen.
Auch unsere Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit wird geschützt durch eine 'Barriere': Die Blut-Liquor-Schranke, die dafür sorgen soll, dass keine schädlichen Stoffe aus dem Blut in den Liquor gelangen.
-> Siehe auch: Essen & Co. - Liquor
Eine Nervenfaser der peripheren Nerven* besteht jeweils aus dem Axon und den Gliazellen, die das Axon umgeben: Hier sind es spezielle Gliazellen, die sog. Schwann-Zellen. Diese 'wickeln' sich meist mehrfach um das Axon herum und bilden eine 'Isolierschicht'. Man bezeichnet diese Schicht als Mark- bzw. Myelinscheide, Schwann-Scheide oder auch als Neurolemm.
* Zum 'peripheren Nervensystem' gehören die Hirnnerven, die Spinalnerven (= Rückenmarknerven) und periphere Ganglien (= Nervenknoten; Anhäufung von Ganglienzellen = Nervenzellen).
Axone mit einer hohen Leitungsgeschwindigkeit haben eine dicke 'Isolierschicht', und man bezeichnet sie deshalb auch als markhaltige Nervenfasern. Marklos sind hingegen die Nervenfasern, die diese hohe Leitungsgeschwindigkeit nicht erfordern und deshalb auch nicht so gut isoliert sind.
Für eine noch effektivere, höhere Übertragungsgeschwindigkeit sorgen die sog. Ranvier-Schnürringe
(= ringförmige Unterbrechnungen der MYELINSCHEIDE):
An diesen Stellen jeweils haben die Nervenfasern einen 'dünnen' Durchmesser und können Kontakt aufnehmen mit ihrer 'Umgebung'.
Diese Kontaktaufnahme erfordert jeweils mehr Zeit als an den anderen Abschnitten der Nervenfaser ... das 'elektrische Signal' kann von einem Schnürring zum nächsten 'springen' und dadurch sehr viel Zeit einsparen ...
Man nennt dies 'saltatorische Erregungsleitung'.
Quellen und zum Weiterlesen:
Klinisches Wörterbuch 'Pschyrembel' und 'Naturheilpraxis heute'