Psychiatrie

Psychiatrie, wie sie noch in den 1980er Jahren üblich war, war demütigend, einschüchternd, Angst einflößend …

Mit zunehmendem Wissen über Anatomie, Physiologie, Endokrinologie und ‚Gesetzmäßigkeiten des Lebens‘ wird mir klar, dass ich in der Psychiatrie keine Hilfe bekommen habe. Und es gelingt mir nicht, all das zu vergessen, auch wenn ich mir immer und immer wieder sage, dass es längst vorbei ist, und dass mir das, was damals geschehen ist, nicht wieder passieren kann, dass ich heute Menschen an meiner Seite habe, die mir helfen würden, die mich nicht einfach wieder einem ‚Psychiatrie-Schicksal’ überlassen würden, und dass ich mit meiner Patientenverfügung heute festlegen kann (und auch festgelegt habe), was mit mir geschehen darf, und was nicht.

[Siehe dazu: Blogbuchgedanken – Risperdal & Co., Zolpidem/GABA; Blogbuchsplitter-2021-Katatonie („Angst-Stress-Trauma-Mechanismus“)]

Und es sind ja nicht nur die Erinnerungen selbst, die mein Leben bis heute überschatten, sondern auch das Wissen um all die negativen Auswirkungen in den darauffolgenden Jahren – und die vermeidbar gewesen wären, wenn man genauer hingeschaut hätte*, - und hierüber nicht verbittert zu werden, kostet unendlich Kraft …

[* „Da hätte man genauer hinschauen sollen.“ O-Ton eines Psychiaters in späteren Jahren; siehe dazu auch: Fragen, Fragen, Fragen – Autismus, Schizophrenie, Borderlinestörung (Validität psychiatrischer Diagnosen); Posttraumatische Belastungsstörung/post-traumatic stress disorder (PTSD) bei Wikipedia]

Es geht auch mir so, wie es Jill Price in ihrem Buch* beschreibt: Mein ‚autobiografischer Abrufmodus’ ist ständig aktiviert, ständig gelangen Erinnerungen in mein Bewusstsein, die ich dann jeweils nochmals ‚bewerte’, mit meinem jeweiligen gerade aktuellen Wissensstand.

[* Jill Price - Die Frau, die nichts vergessen kann. Leben mit einem einzigartigen Gedächtnis; Kreuzverlag, Stuttgart. – Es ist wohl genau dieser ‚Bewertungsvorgang‘, der als ‚Erinnerungen verändern sich‘ (und wären somit unzuverlässig?) bezeichnet wird.]

Und mit jedem Erinnern an Psychiatrie gelange ich zu derselben ‚Neubewertung‘:

Dass ich keine Hilfe bekommen habe – Neuroleptika sind keine Hilfe …

Mein neues Leben

Ganz so, wie ich es mir gewünscht und erhofft hatte, nachdem ich auf das Thema „Asperger-Autismus“* aufmerksam geworden bin, ist mein Leben leider nicht geworden.

[* Dank Quarks & Co. und Aspies e. V.]

Aber dennoch, wenn ich heute zurückblicke, so bin ich doch zu all dem geworden, was ich immer werden wollte – nur anders. Ein bisschen Lehrerin, ja. Auch mit etwas ‚kriminalistischem Spürsinn‘, auch das. Und auch eine ‚Betriebspsychologin‘, die ganz allgemein das menschliche Miteinander – und vor allem das, was nicht gut läuft -, im Blick hat …

Ich bin also keine Lehrerin im klassischen Sinne geworden, auch keine Dolmetscherin, keine Kriminal-Assistentin oder Betriebspsychologin. Und doch mache ich inzwischen all das, was mir wichtig ist, und es erfüllt mich, gibt meinem Leben einen Sinn.

Diese Welt ist so wunderbar – eigentlich, aber Menschen sind sich dieses Wunderbaren oft nicht bewusst und bewahren und behüten es nicht (siehe aktuell: Artensterben etc.), es fehlt an ‚Herzensbildung‘ und an ‚ganzheitlichem Denken‘ - also dem Blick auf Ursachen und (mögliche) Zusammenhänge -, an genauem Hinschauen und Hinhören - auch in der Psychiatrie.

Warum ein ‚ganzheitlicher Blick‘ in der Psychiatrie …?

·       Weil man einen Menschen nicht durch das ‚Abhaken‘ von Symptomen (… nach einer vorgegebenen Liste -> um daraus eine Diagnose abzuleiten -> und aus dieser wiederum ein ‚psychiatrisches Medikament‘ oder auch mehrere …), erklären und therapieren kann.

Thomas Insel, der langjährige Direktor des NIMH, hat es kürzlich in einem Interview so erklärt:

·       “…There's value in that*; it provided a common language. But what I believe has become a real problem for the field is that what was intended as a dictionary ultimately began to be used as an encyclopedia. People thought that somehow these labels had scientific and biological validity. They were never intended to do that. They actually were never intended to even identify which person would get which treatment beyond a sort of vague bias toward one kind of treatment or another.“

* Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM)

[Übersetzt in etwa, etwas gekürzt:

·       … Es hat seinen Wert; es bot eine Grundlage für eine gemeinsame Sprache. Aber was meiner Meinung nach zu einem echten Problem geworden ist, ist, dass das, was als Wörterbuch gedacht war, letztendlich als Enzyklopädie verwendet wurde. Die Leute dachten, dass diese Etiketten irgendeine wissenschaftliche und biologische Gültigkeit hätten. Dafür waren sie aber nicht gedacht. Es war nie beabsichtigt, dass auf dieser Grundlage Personen identifiziert und Therapien festgelegt werden …] 

[Quelle: The Medical Model Doesn't Work for Mental Health

https://www.medscape.com/viewarticle/969153

Siehe dazu auch: Tagebuchnotizen-04-2022, Eintrag 19.04.2022]

Um dies zu verdeutlichen, ein ‚ganzheitlicher Blick‘ auf mich:

.

Absence

-> Diskussionsseite – Epileptoide Krankheiten (Meine Absencen)

Atopie

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Atopie_(Medizin)

-> Tagebuchnotizen-06-2021 (Eintrag: The Alteration of Salivary Immunoglobulin A in ASD

-> Tagebuchnotizen-02-2022 (Eintrag 09.02.2022 – 2.) 

Bruxismus

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Bruxismus

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Stress

-> Tagebuchnotizen-09-2021 (Eintrag 23.09.2021 – 1.)  

-> Tagebuchnotizen-03-2022 (Eintrag 11.03.2022 – 2.) 

Disconnection syndrome

-> Blogbuchgedanken - ‚Spaltungsirresein‘

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Disconnection_syndrome

Frühgeburt

-> Blogbuchgedanken – Frühgeborene

Fuß, rechter

Ist etwas größer als der linke 

-> S. u.: Testosteron

Hyperakusis, Tinnitus

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperakusis

-> Hören und Lernen 

Hypohidrose

Verminderte Schweißsekretion (hat sich allerdings verändert seit der Menopause)

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Anhidrose

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Hypohidrosis

Hochsensibilität

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Hochsensibilit%C3%A4t -> Höhere psychische Verletzbarkeit

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Autismus

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Sensory_processing_sensitivity -> Serotonin transporter 5-HTTLPR, polymorphisms in dopamine neurotransmitter genes, ADRA2b norepinephrine-related gene variant

„Aron cautions medical professionals against prescribing psychoactive medications to ‚cure‘ the trait, which may or may not coexist with an actual disorder.“ [Übersetzt in etwa, gekürzt: Aron warnt Mediziner davor, hier psychoaktive Medikamente zu verschreiben, …]

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Psychoactive_drug

Katatonie

-> Blogbuchsplitter-2021-Katatonie („Angst-Stress-Trauma-Mechanismus“)

Linkshändigkeit

-> S. u.: Testosteron

-> Blogbuchgedanken – Linkshändigkeit

Migräne

-> S. o.: Absence

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Migr%C3%A4ne

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Migraine

-> Diskussionsseite – Migrälepsie (Meine Migräne)

Migräne und Hypoglykämie

Zusammenhänge werden derzeit diskutiert

-> S. a.: Brief psychotic disorder

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Hypoglyk%C3%A4mie -> Andere Ursachen

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Hypoglycemia

-> Blogbuchsplitter-2021-IEMs (Inborn Errors of Metabolism)

-> Tagebuchnotizen-02-2020 (Eintrag 10.02.2020)

-> Tagebuchnotizen-04-2020 (Eintrag 16.04.2020: Serotonin etc.)

-> Zum Nachdenken – Hypoglykämie, [Hypopituitarismus]   

Psychose, Brief psychotic disoder

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Psychose -> Organische Psychosen

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Psychosis -> Causes: Extreme Stress

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Brief_psychotic_disorder

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Stress -> Serotonin, Noradrenalin

-> Blogbuchsplitter-2021-Katatonie („Angst-Stress-Trauma-Mechanismus“)

-> Blogbuchgedanken – Insulinschocktherapie, Risperdal & Co., Zolpidem/GABA

-> Zum Nachdenken – Hypoglykämie

Pupillenlichtreflex

Fehlt links, soweit ich es beurteilen kann; der Musculus sphincter pupillae (-> Pupillenverengung) wird versorgt durch den Nervus oculomotorius (III. Hirnnerv) 

-> S. u.: Stapedius-Reflex

-> Blogbuchgedanken – Schlafparalyse, REM-Schlaf und Augenmuskeln; CVI-Begriffe – CVI+Driving; Hirnnerven

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Adaptation_(Auge)#Pupillenlichtreflex

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Fossa_cranii_media (mit Hypophyse)

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Fossa_cranii_posterior

Reflexe, frühkindliche, persistierende

-> Blogbuchsplitter-2021-Reflexe

Schieloperationen

-> S. o. (Text)

-> Blogbuchgedanken – Frühgeborene; Noch ein Nachtrag; CVI-Begriffe; Sehen und Lernen

Stapedius-Reflex

Fehlt links, soweit ich es beurteilen kann; der Musculus stapedius (zur Feineinstellung der Gehörknöchelchenkette) wird versorgt durch den Nervus facialis (VII. Hirnnerv)

-> S. o.: Pupillenlichtreflex

-> Hirnnerven; Glossar – Fossa cranii

Streckmuskeln

-> Blogbuchgedanken – Streckmuskeln und ‚vortriebswirksame Arbeit‘

Mein Babinski-Zeichen ist rechts positiv 

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Babinski-Reflex

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Pyramidenbahnzeichen

Testosteron

-> S. o.: Frühgeburt, Fuß, rechter, Linkshändigkeit, Migräne 

-> Blogbuchgedanken – Linkshändigkeit

Zum Nachdenken:

·       „Norman Geschwind also theorized that foetal androgens enhance the development of the right side of the body more generally (in other words, not just the right hemisphere oft he brain). Thus, in men, some (but not all) studies find that the right foot is larger than the left, …“

In: Simon Baron-Cohen – The Essential Difference; Penguin Books 2003; S. 107

[Übersetzt in etwa:

·       Norman Geschwind stellte auch die Theorie auf, dass fetale Androgene die Entwicklung der rechten Körperseite im Allgemeinen etwas beschleunigen (mit anderen Worten, nicht nur die rechte Hemisphäre des Gehirns). So finden einige (aber nicht alle) Studien, dass bei Männern der rechte Fuß größer ist als der linke, ...]

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwind-Behan-Galaburda-Modell

-> https://de.wikipedia.org/wiki/Testosteron

-> https://en.wikipedia.org/wiki/Testosterone

 

Mit dieser ‚ganzheitlichen Betrachtung‘ kann ich mich verstehen, mich anderen erklären, mein Leben bewältigen. Und sie zeigt, wo Therapien / Verständnis / Unterstützung ansetzen müssten.

Und deshalb hoffe ich, dass (auch) meine Geschichte dazu beitragen wird, mehr ‚Herzensbildung‘ und ‚ganzheitliches Denken‘ in diese Welt - und vor allem auch in die Psychiatrie - zu bringen, und danke allen, die sich hierfür einsetzen.

 

25.04.2022, aktualisiert am 23.05.2022 

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