Nervenzellen und Nervenzellfortsätze

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Übersicht

 

Dendriten und Axone

Myelinscheide, Schwann-Scheide

Nervenfaser

Endoneurium

 

 

 

Nervenzelle, Ganglienzelle (engl.: neuron)

 

Eine Nervenzelle ist eine Zelle des Nervengewebes. Sie besteht aus:

  • Zellkörper (Perikaryon) mit Nervenkern (Nucleus)
  • Chromatinreichem Kernkörperchen (Nucleolus)

Das Zellplasma (= Zytoplasma) enthält:

  • Neurofibrillen (feinste Fäserchen im Zytoplasma und in den Fortsätzen der Nervenzellen)
  • Mitochondrien (‚Kraftwerke’ der Zellen; sie enthalten die Enzyme der Atmungskette, der oxidativen Phosphorylierung, des Citratzyklus und der Betaoxidation)
  • Nissl-Schollen (Substantia chromatophilica; basophile Schollen mit hohem Gehalt an RNA; entsprechen ‚ultrastrukturell’ dem rauen endoplasmatischen Retikulum [ER])
  • Golgi-Apparat (sog. ‚Binnennetz’: Die cis-Seite nimmt Vesikel aus dem endoplasmatischen Retikulum auf, die trans-Seite gibt sog. Golgi-Vesikel ab, die dann mit anderen Zellorganellen* oder mit der Zellmembran verschmelzen können; eine weitere wichtige Funktion ist die Bildung von Lysosomen* für den intrazellulären Abbau von organischen Substanzen bzw. den Abbau von Zellmaterial)

Das Zytoplasma enthält zu 75 – 95 % Wasser und darin gelöste Proteine, Lipide (Fette), Kohlenhydrate, Mineralsalze, Spurenelemente, Granula, Vesikel und Zellorganellen und wird von der Zellmembran umschlossen.

 

* Zellorganellen sind – i. e. S. – aus Membranen aufgebaute Zellstrukturen innerhalb des Zytoplasmas und erfüllen spezielle Stoffwechselleistungen. Zu den Zellorganellen gehören: Zellkern, endoplasmatisches Retikulum (ER), Golgi-Apparat, Lysosomen, Peroxisomen, Mitochondrien, i. w. S. auch die Zellmembran und z. B. auch Mikrotubuli, Zilien und Filamente.

 

* Lysosomen enthalten Hydrolasen = dritte Hauptklasse der Enzyme: Sie hydrolysieren chemische Verbindungen (= Spaltung chemischer Verbindungen unter Wasseraufnahme).

 

-> Siehe auch: Essen & Co. (Atmungskette, Citratzyklus etc.); Glossar – Gliazellen, Strukturen (für Zellkontakte und Zellkommunikation), Zellorganellen

 

Nervenzellfortsätze:

Dendriten und Axone

 

Eine Nervenzelle besitzt:

  • Einen oder mehrere Dendriten (= Zytoplasmafortsatz mit zentripetaler, afferenter [zum Zentrum hinführender, zuführender] Erregungsleitung).
  • Ein Axon (= zylindrischer Fortsatz; leitet Nervenimpulse zu anderen Zellen weiter) mit Zellmembran (= Axolemm) und Zytoplasma (= Axoplasma), das v. a. längs verlaufende Neurofibrillen* und Mikrotubuli* enthält.

Die meisten Nervenzellen haben mehrere Dendriten (= zuführende Fortsätze), aber nur ein Axon

(= wegführender Fortsatz).

 

Nach der Anzahl der Fortsätze teilt man Nervenzellen ein in uni-, bi-, pseudouni- und multipolar.

  • Pseudounipolare Nervenzellen finden sich in Spinalganglien: Der ursprünglich bipolare Fortsatz vereinigt sich zu einem Stamm und gabelt sich erst wieder im weiteren Verlauf.
  • Unipolare Nervenzellen sind z. B. Riechzellen und Stäbchen- und Zapfenzellen in der Retina: Sie haben ein Axon, aber keine Dendriten.

* Neurofibrillen sind feinste Fäserchen im Zytoplasma der Nervenzellen und ihrer Fortsätze.

 

* Mikrotubuli sind Proteinstrukturen innerhalb der Zelle (intrazellulär) zur Zellstabilisierung und für den intrazellulären Transport (z. B. Transport von synaptischen Bläschen in Neuronen).

 

[Eine Nervenzelle mit all ihren Fortsätzen wird auch als Neuron bezeichnet.]

  

 

Die Axone einer Nervenzelle werden von der Myelinscheide umhüllt. Axon und Schwann-Scheide (= die Bezeichnung für die Myelinscheide im peripheren Nervensystem) bilden die Nervenfaser als Fortsatz der Nervenzelle des peripheren Nervensystems.

  • Dieser Nervenzellfortsatz kann bis zu 1 Meter lang sein!

[Das ‚periphere Nervensystem’ verbindet das ZNS über 12 Hirnnervenpaare und 31 Rückenmarknervenpaare mit dem übrigen Körper.

-> Siehe dazu: Hirnnerven; Nervensystem]

 

Zur Erinnerung ...

  • Als Myelinscheide (im peripheren Nervensystem als sog. ‚Schwann-Scheide’) wird die elektrisch isolierende Schicht der markhaltigen Nervenfasern (= Substantia alba, Marksubstanz, ‚weiße Substanz’ in Gehirn und Rückenmark) bezeichnet.
  • Myelin besteht aus Lipiden (Kephaline, Sphingomyeline, Cerebroside), Protein und Wasser.
  • Nach dem Gehalt an Myelin werden Nervenfasern in markhaltig und marklos eingeteilt, und daraus ergibt sich auch ihre jeweilige Nervenleitgeschwindigkeit: Dick und schnell oder dünn und langsam ...

Nervenfasern sind in das bindegewebige Endoneurium (= Bindegewebshülle um den Nerv) eingelagert.

 

-> Siehe auch: de.wikipedia.org/wiki/Endoneurium; Glossar - Bindegewebe; Essen & Co.

 

 

Axone bilden Kollateralen und verzweigen sich und enden mit sog. ‚Boutons terminaux’ an einer Synapse

(= ‚Umschaltstelle’ für die – diskontinuierliche – Erregungsübertragung ...).

 

Zur Erinnerung ...

Durch Synapsen werden Nervenzellen untereinander - und mit den jeweiligen Erfolgsorganen – verknüpft. Die Erregungsübertragung erfolgt v. a. durch Neurotransmitter: Diese werden durch den Erregungsimpuls aus den Endigungen des präsynaptischen Axons freigesetzt und verändern die Durchlässigkeit der postsynaptischen Membran.

 

An einigen Synapsen erfolgt die Erregungsübertragung elektrisch: Die Depolarisation oder Stabilisation der postsynaptischen Membran bewirkt eine Veränderung der zellulären Aktivität.

 

Als ‚neuromuskuläre Synapse’ wird die motorische Endplatte bezeichnet:

  • Hier endet eine motorische Nervenfaser (präsynaptische Membran) auf einer Muskelfaser (postsynaptische Membran.
  • Die Nervenendigung ist marklos und enthält zahlreiche Mitochondrien und Vesikel, in denen Acetylcholin gespeichert ist. Dieses wird bei Erregung der motorischen Endplatte freigesetzt und führt zur Erregung der Muskelmembran (sog. ‚Depolarisation’).

Der Abbau des Acetylcholins (... durch die Acetylcholinesterase ...) führt zur ‚Repolarisation’ (= Wiederherstellung des Ruhemembranpotentials).

 

Definition ‚Depolarisation’ (Pschyrembel):

1. Abnahme des (negativen) Ruhemembranpotentials.

2. Typische Sequenz von Membranpotentialänderungen zentraler Neurone während eines epileptischen Anfalls (sog. paroxysmale Depolarisation; die Summenpotentiale werden im Oberflächen-EEG als sog. ‚spikes’ erfasst).]

 

-> Siehe auch: Essen & Co. – Acetylcholin, Atmungskette, Citratzyklus, Fette, Vitamine (v. a. B1 und B12) etc.; Nervensystem; Wunderwerk Gehirn – Substantia alba; Fragen, Fragen, Fragen – Epilepsie, Hirnlokales Syndrom; Glossar – ATP, Bindegewebe, Zellorganellen; Zum Nachdenken - Cholin

 

 

Nervengewebe

 

Nervengewebe besteht aus erregungsleitenden Nervenzellen und Gliazellen (Stütz- und Nährzellen); es bildet sich aus dem Ektoderm, dem äußeren der drei embryonalen Keimblätter.

Es ist stark differenziertes Gewebe und befähigt für:

- Erregungsbildung, -leitung, -verarbeitung

- Reizbeantwortung

 

-> Siehe auch: Glossar - Keimblätter

 

WICHTIG:

Gliazellen sind – im Ggs. zu Nervenzellen – auch nach der Pränatalperiode (= gesamte vorgeburtliche Entwicklung von der Befruchtung bis zur Geburt) noch vermehrungsfähig.

 

-> Siehe auch: Glossar - Gliazellen

 

 

Quelle und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel’

 

 

 

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