Peptid- oder Proteohormone

 

Sie entstehen aus sog. 'Prohormonen'. Prohormone sind 'Hormonvorläufer'; sie selbst haben noch keine - oder kaum eine - hormonelle Wirkung. Erst im Stoffwechsel werden sie zu Hormonen umgewandelt.

 

'Proteo- und Peptidhormone' sind aus Aminosäuren aufgebaut. Sie haben jeweils eine 'Eiweißstruktur' und entstehen durch die sog. 'Proteinsynthese'. 'Peptidhormone' sind weniger komplex aufgebaute 'Proteohormone', d. h., sie bestehen aus weniger als 100 Aminosäuren ...

 

Peptid- und Proteohormone und Aminosäurenderivate sind 'hydrophile Hormone' (= wasserlösliche Hormone). Sie binden jeweils an die Membran der Zielzellen und wirken über 'second messenger'.

 

Bisher bekannte 'second messenger' sind:

 

- cAMP, cGMP

- Diacylglycerole

- Inositoltriphosphat

- Ca2+ (mit Calmodulin)

- Arachidonsäure

 

-> Siehe auch: Hormonrezeptoren; Dopamin & Co. - Doampinsysteme, Stickstoffmonoxid;

Glossar - Second messenger; Zum Nachdenken - Cholin

 

Zu den Peptid- und Proteohormonen zählen: 

 

Aus dem Hypothalamus

 

- Releasing-Hormone

- Oxytocin

- ADH (= Antidiuretisches Hormon; Vasopressin)

 

Aus der Hypophyse

 

Aus dem Hypophysenvorderlappen (HVL):

 

- FSH und LH

- TSH

- ACTH

- STH

- Prolaktin

- MSH

 

Im Hypophysenhinterlappen (HHL) werden Oxytocin und ADH gespeichert.

 

 

-> Siehe auch: Hypothalamus und Hypophyse; Glossar - Hormone des HVL

 

 

Weitere Hormone

 

- Insulin (aus der Bauchspeicheldrüse)

- Glucagon (aus der Bauchspeicheldrüse)

- Parathormon (aus der Nebenschilddrüse)

- Calcitonin (aus den C-Zellen der Schilddrüse)

 

 

Und die 'gastrointestinalen Hormone' (= Hormone aus dem Magen-Darm-Trakt):

 

Gastrin

Regt im Magen die Ausschüttung von Salzsäure und Pepsinogen an; Pepsinogen ist die Vorstufe von Pepsin und 'spaltet' Eiweiße.

 

Cholezystokinin

Fördert die Ausschüttung von Bauchspeicheldrüsen-Enzymen (für die Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettverdauung) und fördert die Kontraktion der Gallenblase*.

 

Secretin

Anti-Stress-Hormon; fördert die Bildung und Ausschüttung von Bauchspeicheldrüsensaft und Galle; hemmt die Salzsäureproduktion im Magen.

 

GIP

Steigert die Insulinfreisetzung aus den K-Zellen des oberen Dünndarms.

 

VIP

Wird im Dünndarm und in der Bauchspeicheldrüse gebildet; es entspannt die 'glatte Gefäßmuskulatur'*; hemmt die Magensaft-  und Salzsäureproduktion des Magens und die Beweglichkeit des Magen-Darm-Trakts; steigert den Gallenfluss und die Bikarbonatausscheidung* der Bauchspeicheldrüse.

 

Motilin

Wird im Zwölffingerdarm (= Duodenum) gebildet; steigert die Beweglichkeit von Magen, Duodenum und Gallenblase.

 

Enteropeptidase

'Spaltet' Trypsinogen zu Trypsin (für den Eiweißabbau*).

 

Serotonin

Mediator und Neurotransmitter; Vorläufer von Melatonin; wird aus der - essentiellen - Aminosäure Tryptophan gebildet.

 

Bulbogastron

 

Substanz P

Neurotransmitter; stimuliert die 'glatte Muskulatur' des Darms; senkt den Blutdruck; ist - neben anderen - ein Botenstoff des '1. afferenten (= aufsteigenden) Neurons'; Vorkommen auch im ZNS (= Zentrales Nervensystem), z. T. gemeinsam mit Serotonin.

 

GLP 1 und 2

Stimuliert die Bildung und Ausschüttung von Insulin, hemmt die Magensäurebildung und den Appetit.

 

PYY

Wirkt an Zellen des 'Nucleus arcuatus' im Hypothalamus und hemmt den Appetit und die Beweglichkeit des Magens, indem es 'Ghrelin-aktivierte' Nervenzellen hemmt.

 

Leptin

Reguliert Appetit und Gewicht; wirkt über einen Rezeptor im Hypothalamus; wirkt auch auf das Immunsystem.

 

Ghrelin

Wird überwiegend im Magen (im 'Magenfundus' = Magenkuppel) gebildet; stimuliert den Appetit und die Ausschüttung von STH (= Wachstumshormon); es ist 'Gegenspieler' von Leptin.

 

 

* Bestandteile der 'Galle': Gallensäuren und Phospholipide, körpereigene und körperfremde Stoffe, Hormone (Steroide, Insulin), Medikamente und Cholesterin.

 

* Glatte Gefäßmuskulatur: 'Glatte Muskulatur' arbeitet unabhängig von unserem Willen und Bewußtsein; arbeitet langsam und rhythmisch. Man findet sie in den meisten Wänden von Hohlorganen (z. B. Magen, Darm, Gallenblase, im harnableitenden Apparat, in der Gebärmutter) und in 'Gefäßen' (= Blutgefäßen).

 

* Bikarbonat (= Hydrogencarbonat): Transportiert Kohlendioxid zu 80 % im Blutplasma und zu einem kleinen Teil an die 'roten Blutkörperchen' (= Erythrozyten) gebunden. Ab einem bestimmten 'partiellen Druck' wirkt Kohlendioxid aktivierend auf das Atemzentrum.

 

* Hier spielen die Aminosäuren Arginin und Lysin eine wichtige Rolle ...

 

Siehe auch:

Dopamin & Co. - Aminosäuren, Secretin

Essen & Co.

Wunderwerk Gehirn - Hirnventrikel

... und mehr - Disseminiert

Glossar - Puffersysteme

 

 

Quelle und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch 'Pschyrembel'

 

 

Nach oben