„Die Bedeutung der Prolaktin-Produktion beim Mann ist allerdings immer noch weitgehend ungeklärt.“

Christoph Johannes Giepen

 

 

Prolaktin

 

- Bitte zuerst lesen: Essen & Co. – Ergänzungen -

 

Prolaktin besteht aus 199 Aminosäuren.

Es wird v. a. im Hypophysenvorderlappen (HVL) produziert, kann aber auch in verschiedenen Zellen und Geweben produziert werden bzw. dort enthalten sein, z. B. in:

 

Haut

Gehirn

Immunzellen

Lunge

Langerhans-Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)

Magen-Darm-Trakt

Urogenitaltrakt (Harn- und Fortpflanzungsorgane)

Nebenniere

Muskelschicht der Gebärmutterwand (Myometrium)

Eierstock (Ovar)

Brustdrüse

Prostata

Hoden

 

 

Prolaktin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, gelangt aber über die Blut-Liquor-Schranke oder die zirkumventrikulären Organe in die entsprechenden Gehirnareale.

 

Zur Erinnerung ...

 

Die Blut-Hirn-Schranke ist eine selektiv durchlässige Schranke zwischen Blut und Hirnsubstanz.

Sie soll Nervenzellen vor schädlichen Stoffen schützen.

 

Die Blut-Liquor-Schranke ist eine Barriere zwischen Blut und Liquor cerebrospinalis (= Gehirn- und Rückenmarkflüssigkeit) und mitbestimmend für die Zusammensetzung des Liquors.

Man findet sie in den Plexus choroidei (sog. ‚Adergeflechte’) und in den Blutgefäßen des ZNS.

 

Zu den ‚zirkumventrikulären Organen’ gehören:

 

- Organum subfornicale

- Organum vasculosum laminae terminalis

- Eminentia mediana hypothalami

- Hypophysenhinterlappen (HHL)

- Organum subcommissurale

- Epiphyse („Third Eye“)

- Area postrema

- Plexus choroidei

 

-> Siehe auch: Essen & Co. – Liquor; Glossar - Zirkumventrikuläre Organe

 

 

Die Prolaktinsekretion

.

.

Unterliegt einem ‚zirkadianen Rhythmus’ ...

 

Höchstwerte während des Schlafs

 

Wird gehemmt durch ...

  • Dopamin = Prolaktin Inhibiting Faktor
  • Cortison = inaktive Vorstufe von Cortisol*

* Cortisol gehört zu den sog. ‘Stresshormonen’ (Glukokortikoide); s. u.

 

-> Siehe auch: Dopamin & Co. – Ein Anfang; Die Stress-Reaktion

 

Dopamin ist u. a. Vorstufe von Adrenalin und Noradrenalin:

Beide Neurotransmitter helfen bei der Bewältigung von Stress- und Notfallsituationen; dabei können subjektiv Unruhe- und Angstgefühle entstehen.

(S. u.)

 

Wird gefördert durch ...

  • TRH (= Thyreotropin Releasing Hormon*) aus dem Hypothalamus
  • Erhöhte Östrogenwerte
  • Stress
  • Körperliche Anstrengung

* TRH reguliert – zusammen mit ‚T4’ (= Thyroxin) - die Ausschüttung von TSH  (= Thyroidea [Schilddrüse] stimulierendes Hormon; s. u.) aus der Hypophyse.

 

-> Siehe auch: Hypothalamus; Hormone & Co.;

Essen & Co. – Albumin; Ergänzungen

 

 

 

 

 

-> Siehe auch: Essen & Co. – Phenylalanin etc.

 

 

Dopamin

 

Man unterscheidet vier ‚Dopaminsysteme’:

.

.

Lage

Aufgabe

Nigrostriatales Dopaminsystem:

Substantia nigra

Corpus striatum (‘Streifenhügel’; gehört zu den Basalganglien)

 

 

Steuerung der extrapyramidalen Motorik:

Muskeltonus

Koordinationsbewegungen

Körperhaltung

Ausdrucks- und Abwehrbewegungen

Gleichgewicht

 

-> Siehe auch:: Wunderwerk Gehirn – Substantia nigra; Leitungsbahnen

 

Mesolimbisches und mesokortikales Dopaminsystem:

Limbisches System

Mesencephalon (Mittelhirn)

Mesokortex (Teil der Großhirnrinde)

 

MESOLIMBISCHES SYSTEM mit u. a.:

Nucleus accumbens

Amygdala

Hippocampus

 

MESOKORTIKALES SYSTEM:

Mesencephalon

Präfrontaler Cortex

 

[Quelle: schattauer.de – Mesokortikales System]

 

Es hat u. a. Verbindungen zur Präfrontalregion (vorderer Teil des Frontallappens) und zu Kerngebieten des Corpus striatum (s. o.).

 

Frontallappen (Stirnlappen) mit:

Assoziationsarealen

Broca-Sprachzentrum (motorisch)

 

-> Siehe auch: Wunderwerk Gehirn – Rindenarchitektonik; Limbisches System

 

Tuberoinfundibuläres System:

Tuber cinereum (‚Grauer Höcker’ des Hypothalamus)

Infundibulum (Hypophysenstiel)

 

In diesem System freigesetztes Dopamin gelangt auf dem Blutweg zur Hypophyse und hemmt dort die Freisetzung von Prolaktin.

 

PIH = Prolaktostatin = prolactin inhibiting hormone:

Sammelbezeichnung für Prolaktin hemmende Releasing-Hormone; dazu gehören:

- Dopamin

- GnRH-assoziiertes Peptid

 

GnRH = Gonadotropin-releasing-Hormon:

Stimuliert die Bildung und Freisetzung von LH und FSH aus dem Hypophysenvorderlappen (HVL); s.u.

 

-> Siehe auch: Hypothalamus, Hypophyse; Hormone & Co.

 

Dopamin in den Abdominalorganen

(Bauchorganen):

In einigen POSTganglionären Neuronen des Sympathikus

 

Reguliert die Durchblutung der Abdominalorgane, v. a. der Niere.

 

-> Siehe auch: Zum Nachdenken - Schockformen

 

 

 

-> Siehe auch: Dopamin & Co. – Dopaminsysteme; Nervensystem;

de.wikipedia.org/wiki/Mesolimbisches System; Nucleus accumbens etc.

 

 

 

Dopamin und Testosteron

 

Für die Ausschüttung von Dopamin ist Testosteron erforderlich:

Es steigert die Stickstoffmonoxid-Synthase (NOS*) und erhöht damit die Stickstoffmonoxid-Konzentration.

 

* Stickstoffmonoxid-Synthasen (NOS) sind Ca2+-abhängige Enzyme; sie reduzieren (mit NADPH) Arginin zu Stickstoffmonoxid und Citrullin.

  •  NADPH = Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat (nicotinamidhaltiges Pyridinnukleotid-Coenzym): Wird benötigt für die Biosynthese von z. B. Fettsäuren und Steroidhormonen (= Sexualhormone, Gluko- und Mineralokortikoide).
  • Arginin ist eine Aminosäure: Sie ist im Säuglingsalter essentiell.
  • Stickstoffmonoxid steigert die cGMP-Synthese und entspannt dadurch die Muskeln.
  • Citrullin ist eine Aminosäure und Zwischenprodukt im Harnstoffzyklus.

-> Siehe auch: Dopamin & Co. - Stickstoffmonoxid

 

 

Testosteron ist das stärkste der natürlichen männlichen Sexualhormone (Androgene).

Es wird in den Leydig-Zwischenzellen im Hoden und in der Nebennierenrinde (NNR) gebildet - in geringen Mengen auch im Ovar.

Die Bildung und Ausschüttung wird durch das Hypothalamus-Hypophysen-System gesteuert.

  • Testosteron (beim Mann) und Progesteron (bei der Frau) hemmen die FSH-Sekretion.
  • Erhöhte Prolaktin-Spiegel hemmen die Ausschüttung von FSH und LH.

.

.

GnRH aus dem Hypothalamus

Gonadotropin-releasing-Hormon

(Luteinisierendes-Hormon-Releasing-Hormon;

‘Dekapeptid mit Pyroglutaminsäure am N-terminalen Ende’):

  • Wird in das Pfortadersystem der Hypophyse abgegeben (zyklisch und pulsatil).
  • Stimuliert die Bildung und Freisetzung von FSH und LH aus dem Hypophysenvorderlappen (HVL).
  • Wird über die Nieren ausgeschieden.

-> Siehe auch: Hypothalamus und Hypophyse; Hormone & Co.

 

Pyroglutaminsäure ist ein Derivat der Glutaminsäure:

Diese ist u. a. Baustein der Folsäure und Vorstufe der Biosynthese von GABA.

 

"GnRH ist Voraussetzung für normale weibliche und männliche Sexualfunktionen." [Pschyrembel]

 

-> Siehe auch: Glossar – GABA; de.wikipedia.org/wiki/Gonadoliberin; Pyroglutaminsäure

 

FSH

(aus dem HVL;

basophile Zellen)

Follikelstimulierendes Hormon:

  • Wird gesteuert durch GnRH.
  • Wird über die Nieren ausgeschieden.
  • Stimuliert die Entwicklung der Geschlechtsdrüsen.

Es reguliert bei der Frau den Menstruationszyklus, zusammen mit Estradiol (stärkstes natürliches Östrogen) und Progesteron*.

 

* Progesteron ist Vorläufer der Androgene und Nebennierenrindenhormone (Gluko- und Mineralokortikoide). Es wird v. a. im Corpus luteum, in der Plazenta und – auch beim Mann - in der Nebennierenrinde (NNR) aus Cholesterin gebildet.

 

Es fördert beim Mann die Entwicklung der Spermien, die Vergrößerung der Samenkanälchen und die Biosynthese von Androgenbindungsprotein* (ABP) in Sertoli-Zellen:

  • Reguliert wird die Produktion von ABP durch FSH, Insulin, Vitamin A (Retinol) und Testosteron. ABP hat dieselbe Aminosäurensequenz wie SHBG (sexualhormonbindendes Globulin).
  • Sertoli-Zellen sind spezielle Stützzellen in den Hodenkanälchen.

-> Siehe auch: Essen & Co. – Albumin; en.wikipedia.org/wiki/Androgen-binding_protein

 

LH

(aus dem  HVL; basophile Zellen)

Luteinisierendes Hormon:

Die Ausschüttung wird durch GnRH, Estradiol (stärkstes natürliches Östrogen) und Progesteron kontrolliert.

  • Löst Follikelreifung und Ovulation (Eisprung) aus.
  • Ist wichtig für die Entwicklung des Corpus luteum*.
  • Regt das Wachstum der Leydig-Zwischenzellen des Hodens und die Androgenbildung an.

* Sog. ‚Gelbkörper’, entsteht im Eierstock nach dem Eisprung aus dem gesprungenen Follikel. Im Corpus luteum werden die Östrogene und Progesteron gebildet.

 

Die Alpha-Untereinheit von LH ist identisch zu der von HCG, FSH und TSH.

 

HCG:

Stimuliert die Progesteron-Sekretion des Corpus luteum in der Schwangerschaft, bis diese Aufgabe von der Placenta übernommen wird.

Hemmt die Prostaglandinsynthese im Endometrium.

Stimuliert beim Fetus die Leydig-Zwischenzellen und die Regulation der Testosteronproduktion.

Aktiviert die fetale Nebennierenrinde (NNR).

 

TSH:

Thyroidea stimulierendes Hormon (stimuliert die Schilddrüse).

Die Ausschüttung wird durch negative Rückkopplung mit T4 und durch TRH reguliert:

 

TRH:

Thyrotropin releasing hormone

Releasing-Hormon aus dem Hypothalamus; es stimuliert die Freisetzung von TSH aus dem Hypophysenvorderlappen (HVL).

Die Freisetzung von TRH wird

- durch Noradrenalin stimuliert,

- durch Serotonin gehemmt,

- T3 und T4 (Schilddrüsenhormone) wirken über einen negativen Feedback-Mechanismus.

 

-> Siehe auch: Essen & Co. – Albumin

 

 

 

 

-> Siehe auch: Dopamin & Co. – Aminosäuren; Hormone & Co.; Essen & Co. – Acetylcholin; Fette; Fett-Vitamine (Vitamin A); Zum Nachdenken - Hyperammonämie

 

Dopamin und Serotonin

 

Im Hypothalamus wird Dopamin über Serotonin (5-HT) im ‚Mesolimbischen System’ (s. o.) gehemmt.

 

Adrenalin und Noradrenalin

 

Wirken auf Alpha- und Beta-Rezeptoren:

 

ALPHA-REZEPTOREN sind 'adrenerge Rezeptoren', sie interagieren mit Adrenalin und Noradrenalin.

 

Alpha-1-Rezeptoren:

Finden sich POSTsynaptisch v. a. in ‚glatter Muskulatur’ (Gefäße, Blase, Prostata etc.)

‚Second messenger’ ist INOSITOLTRISPHOSPHAT.

 

Alpha-2-Rezeptoren:

Finden sich auch an PRÄsynaptischen Membranen sympathischer und parasympathischer Nervenfaserenden.

‚Second messenger’ ist cAMP.

 

[Die  ‚glatte Muskulatur’ liegt in der Wand innerer Hohlorgane (z. B. Magen, Darm, Harnblase, Harnleiter, Gebärmutter) und Blutgefäßen. Die Kontraktionen der ‚glatten Muskulatur’ verlaufen langsam und unwillkürlich.]

 

BETA-REZEPTOREN sind Hormonrezeptoren im sympathischen Nervensystem; sie interagieren mit Isoprenalin (adrenalinähnlicher Arzneistoff), Adrenalin oder Noradrenalin.

 

Beta-1- und Beta-2-Rezeptoren:

Erhöhen bzw. senken die intrazelluläre Ca2+-Konzentration.

 

Beta-3-Rezeptoren:

Struktur und Funktion dieser Rezeptoren sind bislang nicht geklärt.

  • Adrenalin wirkt auf alle vier Rezeptoren, am stärksten jedoch auf Beta-Rezeptoren.
  • Noradrenalin wirkt v. a. auf Beta-Rezeptoren.
  • Adrenalin und Noradrenalin helfen bei der Bewältigung von Stress- und Notfallsituationen; es kann dabei subjektiv ein Unruhe- und Angstgefühl entstehen.

.

.

Adrenalin im ZNS

Adrenalinneurone in der Medulla oblongata (= verlängertes Mark).

 

Noradrenalin im ZNS

V. a. in den POSTganglionären sympatischen Neuronen der Medulla oblongata und der Pons (= Brücke).

 

Noradrenalin hat eine schwächere Wirkung als Adrenalin.

 

Cortisol

(‚Stresshormon’)

Es steuert viele Stoffwechselprozesse, z. B.:

  • Es steigert  die Glukoneogenese (Neubildung von Glukose aus Nicht-Kohlenhydraten).
  • Es erhöht das Glykogendepot in der Leber.
  • Es verringert den Glukoseverbrauch in der Peripherie.
  • Es führt zur Immunsuppression.
  • Es hemmt die Histaminfreisetzung.
  • Es wird reguliert über ACTH aus der Hypophyse; ACTH selbst wird reguliert durch CRH (= Corticotropin-releasing-Hormon) aus dem Hypothalamus.
  • Es unterliegt einem ‚zirkadianen Rhythmus’ und zeigt große Schwankungen während des Tagesverlaufs, abhängig von Schlaf- und Wachzeiten und von ACTH-Veränderungen: Höchste Werte am Morgen, die gegen Mittag stark und bis zum Abend hin weiter langsam abfallen.

-> Siehe auch: Essen & Co. - Kohlenhydrate; Ergänzungen etc.

 

Weitere Faktoren:

Neuropeptid Y

ATP

Neuropeptid Y ist ein Neurotransmitter:

  • Ist beteiligt an der Regulierung des ‚zirkadianen Rhythmus’ und des peripheren Gefäßwiderstands.
  • Stimuliert im Hypothalamus die Nahrungsaufnahme.

 

ATP = Adenosintriphosphat

 

-> Siehe auch: Essen & Co. - Ergänzungen; Glossar - ATP

 

 

 

 

 

Quellen und zum Weiterlesen, Nachdenken und ‚Querdenken’ ...:

Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel' und

http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-13662/Diss.Giepen.pdf

[Die Arbeit wird inzwischen leider nicht mehr angezeigt.]

 

- Gewalt ist keine Lösung – weder als ‚Aktion’ noch als ‚Reaktion’. -

 

 

 

Und siehe auch:

Hypothalamus, Hypophyse, Nebenniere

Essen & Co. – Phenylalanin (bzw. Dopamin etc.); Ergänzungen etc.

Spurenelemente - Jod/Iod (... und Schilddrüse)

Hormone & Co.

Fragen, Fragen, Fragen – Gynäkomastie

Zum Nachdenken – Hypogonadismus, Hypothyreose

 

 

 

 

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