Gehört zu:

Zum Nachdenken - Hypopituitarismus ...

 

SYMPTOME:

 

Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz

 

Die Symptome bei einer Unterfunktion des HVL setzen schleichend ein, und bei einer bereits bestehenden HVL-Insuffizienz kann der Körper bei zusätzlich auftretenden  Belastungen (z. B. Verletzung oder Operation) nicht entsprechend mit einer erhöhten Hormonreaktion reagieren. Es besteht die Gefahr eines hypophysären Komas (s.u.).

 

Erste Zeichen einer HVL-Insuffizienz:

Bei Frauen Zyklusstörungen (verlängerter Zyklus [Oligorrhö] oder Ausbleiben der Monatsblutung [Amenorrhö])

Bei Männern Libido- und Potenzstörungen

 

Schwäche, Kraftlosigkeit

Blasse, ‚schrumpfende’ (atrophische) Haut

Pigmentschwund

Reduktion der sekundären Körperbehaarung (Achsel- und Schambehaarung)

 

Später:

Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion

.

.

 

Wichtige Zeichen bei

Erwachsenen:

- Apathie und weitere psychische Störungen (z. B. organische Psychose)

- Myxödem mit aufgedunsenem Gesicht und schlitzförmig verschmälerten Augen

- Verdickte Lippen, vergrößerte Zunge (Makroglossie)

- Trockene, raue und verdickte Haut, oft gelblich gefärbt durch Carotineinlagerung

- Evtl. glanzloses, struppiges Haar

- Heisere, auffallend raue und tiefe Stimme

- Schwäche, leichte Ermüdbarkeit

- Gewichtszunahme

- Oft extreme Verstopfung (Obstipation)

- Erniedrigte Körpertemperatur (Hypothermie) mit kühler Haut und Kälteintoleranz

- Erniedrigter Blutdruck (Hypotonie), verlangsamter Herzschlag (Bradykardie)

- Evtl. Herzdilation (Vergrößerung des Herzens)

- Evtl. Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Perikarderguss)

- Missempfindungen in den Extremitäten (Parästhesien; z. B. Kribbeln)

- Muskelkrämpfe

- Schwerhörigkeit

- Auffällige Verlangsamung der Reflexe

 

Bei Neugeborenen:

- Atemstörungen (respiratorische Insuffizienz)

- Blaue Verfärbung von Haut und Schleimhäuten (Zyanose)

- Neugeborenen-Gelbsucht

- Herabgesetzter Muskeltonus (Muskelhypotonie)

- Psychomotorische Behinderung

Oft auffallend: Trinkfaulheit!

 

Bei Kindern:

V. a. Störungen des Wachstums und der körperlichen Entwicklung.

Die Kinder sind apathisch, das Sprechvermögen setzt verspätet oder nicht ein und bleibt dürftig.

 

 

 

Zuletzt kommt es auch zur Unterfunktion der Nebennierenrinde (NNR-Insuffizienz) mit verminderter Produktion von Cortisol und Aldosteron (s.u.).

 

SYMPTOME einer NNR-Insuffizienz:

- Abdominelle Symptome (Symptome im Bauch, Unterleib)

- Intoxikationserscheinungen (‚Vergiftungserscheinungen’)

- Kreislaufinsuffizienz

- Hypoglykämie (‚Unterzuckerung’; s.u.)

- Hypercholesterolämie (erhöhte Konzentration von Cholesterol im Serum)

- Hyponatriämie (verminderte Natriumkonzentration im Blut)

- Hyperkaliämie (erhöhte Kaliumkonzentration im Serum)

- Azidose (‚Übersäuerung’)

- Eosinophilie (Vermehrung der eosinophilen Granulozyten* im Blut; s.u.)

 

[* Granulozyten gehören zu den ‚weißen Blutkörperchen’ (= Leukozyten). Man unterscheidet neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten.

Eosinophile Granulozyten sind beteiligt:

- An der Abwehr von Infektionen mit Würmern und anderen Parasiten.

- An IgE-vermittelten Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp (Typ I der Allergie).

- An zellvermittelten Überempfindlichkeitsreaktionen vom verzögerten Typ (Typ IV).

  • V. a. Histamin wird als Mediator freigesetzt.
  • Vorkommen von Histamin u. a. in Neuronen des hinteren Hypothalamus.

-> Siehe dazu auch: Mineralstoffe – Jod/Iod (Biochemie, Stoffwechselwirkungen der Schilddrüse); Hypothalamus und Area preoptica; Glossar – Leukozyten, Makrophagen;  Zum Nachdenken – Blutgruppen (Immunglobuline) etc.;

http://de.wikipedia.org/wiki/Histamin

http://en.wikipedia.org/wiki/Histamine etc.]

 

 

Zur Erinnerung ...

.

.

Cortisol

 

Aldosteron

Physiologisches Glukokortikoid, wichtigstes ‚Stresshormon’. Bildung und Ausschüttung werden durch Hypothalamus und Hypophyse reguliert und zeigen einen ausgeprägten zirkadianen Rhythmus mit einem Minimum um Mitternacht und einem Maximum am Morgen zwischen 6 und 8 Uhr.

 

  • Medikamentös wird Cortisol eingesetzt bei NNR-Insuffizienz, rheumatischen und allergischen Erkrankungen und bei septischem Schock.

 

Wichtigstes Mineralokortikoid der NNR. Es reguliert im sog. Renin-Angiotensin-Aldosteron-System den Elektrolyt- und Wasserhaushalt und beeinflusst damit Blutvolumen und Blutdruck.

 

 

 

  • Aldosteron erhöht die Na+(Natrium)-Rückresorption in den distalen Nierentubuli und fördert die Ausscheidung von K+ (Kalium) und NH4+ (Ammonium).

 

 

Gluko- und Mineralokortikoide (und Sexualhormone) werden aus Cholesterol/Cholesterin in der NNR gebildet. Cholesterol ist Bestandteil der Zellmembranen, der Myelinscheide und der Lipoproteine und auch biosynthetischer Präkursor (‚Vorläufer’) von Gallensäuren und Calciferolen (Vitamin D).

 

Cholesterol wird mit der Nahrung aufgenommen (Vorkommen v. a. im Eidotter und in tierischen Fetten) und auch im Körper gebildet (v. a. in der Leber und in der Darmmukosa).

 

-> Siehe dazu auch: Spurenelemente – Kupfer; Glossar – Biotransformation; Zum Nachdenken – Eiweißabbau, Fettabbau

 

 

 

Und zur Erinnerung ...

ACTH (= adrenocorticotropes Hormon) wirkt auf die Nebennierenrinde:

  • ACTH fördert die Bildung der Glukokortikoide in der NNR, steigert die Lipolyse und erhöht indirekt die Ausschüttung von Insulin.
  • ACTH wird im Hypophysenvorderlappen gebildet.
  • Bildung und Ausschüttung von ACTH werden durch CRH (= Corticotropin-releasing Hormon) gesteuert.
  • CRH wird im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus gebildet und stimuliert auch die Freisetzung von β-Endorphin.
  • ACTH unterliegt ebenfalls einem zirkadianen Rhythmus.
  • Kälte und Stress (Adrenalin) fördern die Bildung von ACTH.

[Pschyrembel]

  • Eine NNR-Insuffizienz kann lebensbedrohlich werden!

 

ACTH (und β-Endorphin) entstehen aus dem Vorläuferprotein Proopiomelanocortin:

- Wird in POMC-Zellen* des Hypophysenvorderlappens (HVL) gebildet.

- Ist Präkursor verschiedener Neuropeptide.

- Enthält die Sequenz für ACTH und Betalipotropin.

- Betalipotropin ist Vorstufe für Beta-MSH und Beta-Endorphin.

- Beta-Endorphin wird zu Enkephalin umgewandelt.

 

- CRH stimuliert die Freisetzung von ACTH und Beta-Endorphin.

 

Aus Proopiomelanocortin entstehen also:

1. ACTH, Pro-MSH und Alpha-MSH

2. Betalipotropin, Betaendorphin (und Enkephalin) und Beta-MSH

 

Proopiomelanocortin wird im Hypophysenvorderlappen (HVL) gebildet als Präkursor verschiedener Neuropeptide; es enthält die Sequenz für ACTH und Betalipotropin.

Proopiomelanocortin wird im Hypophysenzwischenlappen (HZL) zu

Pro-MSH gespalten (-> durch Endopeptidasen; diese spalten innerhalb der Polypeptidketten, meist spezifisch nach bestimmten Aminosäuren)

Pro-MSH wird zu Alpha-MSH amidiert und acetyliert (-> Amidasen spalten aus Säureamiden Ammoniak (NH3) ab – z. B. Glutaminase, Asparaginase)

 

[Vorkommen von Endopeptidasen z. B.:

Labferment, Pepsin

Bromelain, Papain (bei Pflanzen)

Subtilisin (bei Bakterien)

-Zu den Endopeptidasen gehört auch das Angiotensin-Converting-Cenzym (Cofaktor: Zink)–

 

Glutaminase spaltet Glutamin in Glutaminsäure und Ammoniak (NH3). Bes. in der Niere dient Ammoniak der Resorption von Kalium- und Natriumionen.

Asparaginase spaltet Asparagin zu Asparaginsäure und Ammoniak.]

 

Endorphine sind v. a. beteiligt an:

- Schmerzverarbeitung

- Regulierung der Körpertemperatur

- Kontrolle der hypophysären Inkretion (= interne Sekretion)

- Steuerung von Antrieb und Verhalten

- Hemmung der Darmmotilität (‚Beweglichkeit’)

- Zirkadianer Rhythmik

  • „Im Alter signifikante Abnahme der Beta-Endorphin- und Enkephalinkonzentration im Plasma.“ [Pschyrembel]

 

-> Siehe dazu auch: Mineralstoffe – Kalium, Natrium; ... und mehr: Disseminiert; Glossar – Biotransformation (Proopiomelanocortin), Hautschichten (Melanozyten etc.); Zum Nachdenken – Vitiligo; Gedankensplitter – ‚Layer to layer’ etc.;

http://de.wikipedia.org/wiki/Proopiomelanocortin

http://de.wikipedia.org/wiki/Endopeptidasen

http://de.wikipedia.org/wiki/Amidasen

 

Und bitte auch lesen:

α-MSH produced by neurons in the arcuate nucleus [Nucleus arcuatus] has important roles in the regulation of appetite and sexual behavior, while α-MSH secreted from the intermediate lobe of the pituitary regulates the production of melanin.

ACTH is a peptide hormone that regulates the secretion of glucocorticoids from the adrenal cortex.

β-Endorphin and [Met]enkephalin are endogenous opioid peptides with widespread actions in the brain.”

[http://en.wikipedia.org/wiki/Proopiomelanocortin]

 

 

Sheehan-Syndrom (syn. postpartaler Hypopituitarismus)

 

Beim Sheehan-Syndrom kommt es zum Untergang von Hypophysengewebe nach der Geburt aufgrund starker Blutverluste, Schock und einer Gewebehypoxie (Sauerstoffmangel) während der Geburt.

Bitte lesen bei Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Sheehan-Syndrom

http://en.wikipedia.org/wiki/Sheehan%27s_syndrome

  • “Most common initial symptoms of Sheehan's syndrome are agalactorrhea (absence of lactation) and/or difficulties with lactation. ...
  • The posterior pituitary is usually not affected due to its direct arterial supply.”

[Übersetzt in etwa: Meist zeigt sich dieses Syndrom am Anfang durch eine fehlende und/oder problematische Milchproduktion und –sekretion. Der Hypophysenhinterlappen (HHL) ist i. d. R. nicht betroffen aufgrund seiner direkten arteriellen Blutversorgung.]

-> Siehe dazu auch: Spurenelemente – Eisen; Zum Nachdenken – Schockformen etc.

 

[Zum Nachdenken ...

Anwendung von Dopamin:

Bei Schock, schwerer Hypotonie, drohemdem Nierenversagen. [Pschyrembel]

-> Siehe dazu auch: Dopamin & Co.]

 

 

Diabetes mellitus

 

Auch beim Diabetes mellitus kommt es zur Polyurie, also zu vermehrtem Wasserlassen bzw. zu einem erhöhten Harnvolumen mit mehr als 2800 ml/Tag.

Wichtiger Unterscheid:

.

.

Diabetes mellitus

Diabetes insipidus

Harn enthält Glukose.

Harn enthält keine Glukose.

 

 

Wichtige SYMPTOME beim Diabetes mellitus:

Polydipsie (gesteigertes Durstempfinden und vermehrte Flüssigkeitsaufnahme)

Gewichtsabnahme

Allgemeine Schwäche, Kraftlosigkeit bis hin zum Koma (hyperosmolar oder ketoazidotisch)

 

VERGLEICH - Komaformen beim Diabetes mellitus:

Hyperosmolares, ketoazidotisches und laktatazidotisches Koma

.

.

Hyperosmolares Koma

(Zerebrale zelluläre Funktionsstörung durch extrazelluläre Hyperosmolarität)

 

Hyperglykämie* mit ausgeprägter Glukosurie* und hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten.

 

- Entwickelt sich langsam (Tage bis Wochen). -

 

SYMPTOME:

Starke Austrockung mit Polyurie* und starkem Durst

Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz)

Blutdruckabfall bis hin zum Schock

Trockene, heiße Haut

 

* Hyperglykämie = erhöhte Glukosekonzentration im Blut

* Glukosurie = erhöhte Ausscheidung von Glukose im Harn

* Polyurie = vermehrtes Wasserlassen bzw. erhöhtes Harnvolumen (mehr als 2800 ml/Tag)

 

Ketoazidotisches Koma

Hyperglykämie mit Fettabbau und Bildung von Ketonkörpern.

 

- Entwickelt sich schnell (Stunden bis Tage). –

 

SYMPTOME:

Übersäuerung mit Übelkeit, Erbrechen

Peritonitissymptome*

Schwäche, Appetitlosigkeit, Durst

Acetongeruch der Atemluft

Vertiefte Atmung (sog. Kussmaul-Atmung)

 

* Peritonitis = Bauchfellentzündung; Leitsymptom: Bewegungsabhängige Bauchschmerzen.

 

Laktatazidotisches Koma

Laktatazidose = Vermehrung von Laktat im Blut.

Laktat entsteht bei Milchsäuregärung – z. B. bei Muskelarbeit und Sauerstoffmangel.

 

SYMPTOME bei Laktatazidose:

Übelkeit, Bauchschmerzen, Hyperventilation.

Gelegentlich: Plötzliche Blindheit, Benommenheit, laktatazidotisches Koma.

 

URSACHEN für eine Laktatazidose:

Oft in Zusammenhang mit lebensbedrohlichen Zuständen (z. B. Lungenembolie, Herzinsuffizienz, Schock), Operationen, Diabetes mellitus, bei schwerem Thiaminmangel, ei bneurologischen Erkrankungen (z. B. Myopathien).

Auch bei Muskelarbeit oder angeboren (z. B. bei Pyruvatdehydrogenasedefekt).

 

 

 

Gemeinsame Symptome beim hyperosmolaren und ketoazidotischen Koma:

  • Fieber(!), Schockentwicklung mit verminderter Urinausscheidung, verlangsamten Reflexen, schwachem Muskeltonus, weichen Augäpfeln (!), Bewusstseinsstörungen.

 [Quelle: Elvira Bierbach (Hrsg.) – ‚Naturheilpraxis heute’; Urban & Fischer 2000; S. 707]

 

-> Siehe dazu auch: Essen & Co. – Ketonkörper, Mengen- und Spurenelemente (Hauptaufgaben der Niere), Ketonkörper; Glossar – Thiaminmangel; Strukturen für Zellkontakte und Zellkommunikation (Exkurs: Nierenkanälchen); Zum Nachdenken - Schockformen

 

Zum VERGLEICH ...

 

Hypoglykämischer Schock

 

Entwickelt sich innerhalb weniger Minuten, im typischen Fall mit:

Heißhunger, Gähnen, Unruhe, Aggressivität, Zittern.

Die Haut ist blass, kalt und schweißig.

Psychische Auffälligkeiten jeder Art sind möglich.

Neurologische Störungen (z. B. Erweiterung der Pupillen, Sehstörungen, gesteigerte Reflexe) bis hin zum Bild eines Schlaganfalls.

Krampfanfälle.

Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma.

[Quelle: Ebd.; S. 708]

 

-> Siehe dazu auch: Diskussionsseite – Epileptoide Krankheiten; Zum Nachdenken – Hypoglykämie, Schockformen etc.

 

NOCH EINMAL ...

Bei einer bereits bestehenden HVL-Insuffizienz (Unterfunktion des Hypophysenvorderlappens) kann der Körper bei zusätzlich auftretenden  Belastungen (z. B. Verletzung oder Operation) nicht entsprechend mit einer erhöhten Hormonreaktion reagieren. Es besteht die Gefahr eines hypophysären Komas.

 

SYMPTOME beim hypophysären Koma sind v. a.:

- Atem- und Kreislaufstörungen (verminderte Atemtiefe, niedriger Blutdruck und Puls)

- Hypothermie (Abfall der Körpertemperatur)

- Hypoglykämie (Unterzuckerung)

- Bewusstseinstrübungen bis hin zum Koma

 

 

Quellen und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch ‚Pschyrembel’

Elvira Bierbach (Hrsg.) – ‚Naturheilpraxis heute’; Urban & Fischer 2000

 

 

Nach oben