Zum Nachdenken –

 

Vitiligo

Leucopathia acquisita; sog. ‚Weißfleckenkrankheit’

 

Definition

Weiße, pigmentfreie, symmetrisch verteilte Flecke unterschiedlicher Größe an der Haut (bes. um Körperöffnungen), evtl. zusätzlich auch an:

Schleimhaut

Kopfhaut bzw. Haaren (-> umschriebene Entfärbung der Haare [Poliosis circumscripta])

Augen

Innenohr (!)

 

Verlauf

Schleichend, variabel ...

Die Flecken werden meist langsam größer, breiten sich aus in die ‚Peripherie’ und fließen evtl. zusammen (‚konfluieren’). Eine ‚Repigmentierung’ ist möglich, aber auch eine völlige Depigmentierung (als Endzustand).

 

WICHTIG:

UV-Licht und Stress können den Verlauf beschleunigen!

 

Ursache

Fehlende Melanozyten.

 

Melanozyten sind zur Melaninbildung befähigte Zellen in der EPIDERMIS (= äußerste Hautschicht); ihr Sekretionsprodukt ist das MELANIN. Melanozyten kommen auch vor im Auge und in der weichen Hirn- und Rückenmarkhaut (= Leptomeningen).

 

Beginn

Meist in der 1. Lebenshälfte.

 

Zum Nachdenken ...

Vorkommen z. B. bei:

Entzündungen der Haut oder Traumen (Wunden, Verletzungen).

Und auch bei:

  • Diabetes mellitus
  • Lupus erythematodes -> Sammelbezeichnung für Autoimmunkrankheiten der Haut und innerer Organe und für diaplazentar (... über die Plazenta ...) übertragbare Syndrome
  • Hyperthyreose -> Überfunktion der Schilddrüse
  • Hypothyreose -> Unterfunktion der Schilddrüse
  • Hypoparathyreoidismus -> verminderte oder fehlende Produktion von Parathormon in den Nebenschilddrüsen

-> Siehe dazu: Mineralstoffe – Magnesium (Parathormon etc.); Glossar – Drüsen (Schilddrüse, Nebenschilddrüsen) etc.

 

Ein Vergleich ...

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Pigmentschwund

Vitiligo (weiße Flecken)

Ursache:

Fehlende Melanozyten

 

Pigmenteinlagerung

Ephelides (Sommersprossen)

Ursache:

Verstärkte Melaninsynthese – ohne erhöhte Melanozytenzahl.

 

Lentigo (sog. Linsenfleck, Leberfleck)

Ursache:

Verdickung der Epidermis (Akanthose*) und vermehrte Aktivität der Melanozyten.

 

* Akanthose = erhöhte Anzahl von Keratinozyten und Verdickung bzw. Verbreiterung des Stratum spinosum

(= Stachelzellenschicht der Epidermis; die Zellen in dieser Schicht sind durch Zytoplasmafortsätze verbunden. Im Stratum basale der Epidermis (= Basalzellschicht) liegen die Melanozyten1.

 

[Manche Autoren schreiben, dass Keratinozyten und Melanozyten in der Basalzellschicht liegen; Basal- und Stachelzellenschicht werden auch als Keimschicht (= Stratum germinativum) bezeichnet.]

 

1: Z. B. im „Lehrbuch für Heilpraktiker“ (Dr. Hartmut Hildebrand, Hrsg.; Kreativität & Wissen 2000; Bd 2, S. 255).

 

Zur Erinnerung ...

… MELANIN wird … an die KERATINOZYTEN übertragen ...

 

-> Siehe dazu: Glossar – Hautschichten; Zum Nachdenken – Lymphatisches System (Langerhans Zellen im Stratum spinosum); de.wikipedia.org/wiki/Epidermis etc.

 

 

 

Einteilung der Vitiligo

 

Fokale Vitiligo -> mit einzelnen Herden

Regionale Vitiligo -> Ausbreitung in jeweiligen Dermatomen*

Generalisierte Vitiligo -> häufigste Form

 

* Dermatome sind Hautareale, die von jeweils einer Rückenmarkwurzel versorgt werden. Die Gebiete überlagern sich teilweise, und der Verlauf ist auch nicht bei allen Menschen gleich.

Zum Weiterlesen bei Wikipedia:

de.wikipedia.org/wiki/Dermatom_(Anatomie)

-> Siehe dazu auch: Glossar – Plexus

 

Und zum Weiterlesen, Nachdenken, ‚Querdenken’ ...

 

Nävuszellen und Melanin...

Nävuszellen sind große, rundliche  neurogene (= von den Nerven ausgehende) Zellen; sie haben einen hellen, bläschenförmigen Kern. Sie leiten sich her von der Neuralleiste und können – wie die Melanozyten – Melanin synthetisieren.

 

Zur Erinnerung ...

Neuralplatte, Neuralrinne und Neuralrohr

 

Die erste Anlage des ZNS (Zentralnervensystems) ist die Neuralplatte (Medullarplatte) als Verdickung des Ektoderms (äußeres der drei embryonalen Keimblätter) in der dorsalen (rückwärtigen ...) Mittellinie der Embryonalanlage. Durch Aufwölbung der Neuralwülste (Medullarwülste) entsteht die Neuralrinne (Medullarrinne) und schließlich das Neuralrohr (Medularrohr). Das Neuralrohr löst sich ab vom Hautektoderm und verlagert sich ins Körperinnere. Das Zellmaterial an der Nahtstelle des Neuralrohrs differenziert sich zur Neuralleiste. [Pschyrembel]

 

Aus dem Neuralrohr entwickeln sich:

- Gehirn und Rückenmark

 

Aus der Neuralleiste entwickeln sich:

  • Zerebrospinale und Sympathikusganglien
  • Chromaffine Zellen des Nebennierenmarks (NNM) -> bilden Katecholamine, v. a. Adrenalin
  • Paraganglien -> knötchenförmige Epithelkomplexe an oder in Nerven; sie produzieren Katecholamine
  • Schwann-Zellen -> periphere Gliazellen; sie bilden die Schwann-Scheide und umhüllen das Axon
  • Satellitenzellen = Mantelzellen -> kleine Zellen an der Oberfläche sensibler oder vegetativer Ganglien (Nervenknoten; Anhäufung von Nervenzellen)
  • Pigmentzellen -> Zellen mit Pigmentkörnchen im Zytoplasma

„Diese Zellen [... Nävuszellen ...] sind eng verwandt mit den Melanozyten, unterscheiden sich aber von ihnen durch ein Fehlen der Dendriten, ... Außerdem können sie ihr Pigment nicht mehr an die umliegenden Hautzellen abgeben.“

[Quelle und zum Weiterlesen: de.wikipedia.org/wiki/Pigmentnävus etc.]

-> Siehe dazu auch: Spurenelemente; Glossar – Grenzstrang, Keimblätter, Nervenzellen, Gliazellen etc.

 

Und zur Erinnerung ...

Katecholamine: Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin ...

Als Katecholamine bezeichnet man Hormone und Neurotransmitter, die ‚Brenzkatechin’ als ‚chemisches Grundgerüst’ haben - z. B. Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin.

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Brenzkatechin

Entsteht ... durch pflanzliche und tierische Phenoloxidasen;

ist sekundärer Pflanzeninhaltsstoff, z. B. in Harzen.

 

Phenoloxidasen

Gehören zu den Monooxygenasen. Sie hydroxylieren Monophenole zu Diphenolen; das entstehende Diphenol wirkt als Wasserstoffdonator.

Sie enthalten als Cofaktoren:

 

  • Fe2+/3+-, Cu2+- oder Mn2+-Ionen

 

[Eisen, Kupfer, Mangan]

 

Tyrosinase

Ist eine Phenoloxidase mit Kupfer (Cu2+) als Cofaktor und wichtig für die Synthese der Melanine:

  • Sie oxidiert Tyrosin zu DOPA.

 

Bei einem Fehlen kommt es zu Albinismus (okulokutane Form).

 

  • Oxidation ist der Entzug von Elektronen (meist mit Sauerstoffbeteiligung).

 

Tyrosinhydroxylase

Ist eine Eisen(Fe2+)-abhängige Monooxygenase:

  • Sie hydroxyliert Tyrosin zu DOPA.

 

Weitere Cofaktoren: Tetrahydrobiopterin, Sauerstoff.

  • Hydroxylierung ist die Einführung einer oder mehrerer OH-Gruppen in eine organische Verbindung.

 

[OH-Gruppe = Hydroxylgruppe]

 

Zum Weiterlesen bei Wikipedia ...

de.wikipedia.org/wiki/OH-Gruppe, Tetrahydrobiopterin etc.

 

Zum ‚Querdenken’ ...

Abbauprodukte der Katecholamine

Hauptabbauprodukt von Adrenalin und Noradrenalin:

  • Vanillinmandelsäure

Wird im Urin ausgeschieden; die Ausscheidung ist erhöht z. B. bei Stress und schwerer Herzinsuffizienz.

Weitere Abbauprodukte sind:

  • Metanephrin
  • Normetanephrin

 

Hauptabbauprodukt von Dopamin:

  • Homovanillinsäure

Erhöhte Ausscheidung im Urin z. B. bei einem Neuroblastom.

 

[Ein Neuroblastom ist der häufigste Tumor bei Kleinkindern.

Er bildet sich aus unreifen Zellen des sympathischen Nervengewebes; Lokalisation: Nebenniere; Metastasen: Bes. im Knochen.

Wichtige Symptome - je nach Lokalisation und Ausdehnung:

  • Augensymptome (Hervortreten des Augapfels, Hautblutungen, Horner-Syndrom [Pupillenverengung, Herabhängen des Oberlids, Hebung des Unterlids])
  • Knochenschmerzen
  • Anämie, Fieber, Durchfall, Gewichtsverlust]

 

 

 

-> Siehe dazu auch: Essen & Co. – Atmungskette, Phenylalanin/Tyrosin etc.; Spurenelemente; Fragen, Fragen, Fragen – Katalase (Monooxygenasen etc.); Glossar – Erklärungs-ABC; Gedankensplitter – Bulbus olfactorius, Nervus-terminalis-Komplex (DOPA, Melanine und Albinismus) etc.

 

 

Und zur Erinnerung - Zusammenhänge ...

 

… MELANOZYTEN sind zur Melaninbildung befähigte Zellen in der … EPIDERMIS (= äußerste Hautschicht); ihr Sekretionsprodukt ist das MELANIN.

… MELANIN wird … an die KERATINOZYTEN übertragen; KERATINOZYTEN sind Zellen der Epidermis; sie bilden verhornendes Plattenepithel (= ‚Deckschicht’).

… KERATIN ist ein schwefelreiches Protein in Haaren, Nägeln und oberster Hautschicht.

 

… MELANOZYTEN kommen auch vor im Auge und in der weichen Hirn- und Rückenmarkhaut (= Leptomeningen).

 

MSH (= Melanozyten-stimulierendes Hormon) reguliert die Melaninsynthese in den Melanozyten; MSH wird im Hypophysenzwischenlappen gebildet.

… Alpha-MSH besteht aus 13 Aminosäureresten; Beta-MSH aus 22.

… die Aminosäurensequenz von Alpha-MSH ist identisch mit einer Teilsequenz von ACTH (= Adrenocorticotropes Hormon; ACTH wird im Hypophysenvorderlappen (HVL) gebildet; es wirkt auf die Nebennierenrinde (NNR) und fördert v. a. die Synthese der ‚Stresshormone’; es unterliegt einem zirkadianen Rhythmus).

 

… ACTH und MSH (und andere Peptidhormone) entstehen aus PROOPIOMELANOCORTIN (syn. PROOPIOCORTIN); dieses wird auch im Hypohysenvorderlappen (HVL) gebildet.

 

-> Siehe dazu auch: Hypothalamus, Hypophyse, Nebenniere; Dopamin & Co. – Ein Anfang, Die Stress-Reaktion etc.; Hormone & Co.; ... und mehr: Disseminiert ...; Glossar – Hormone des HVL; Zum Nachdenken: Hypogonadismus etc.

 

... MELANIN wird aus DOPA synthetisiert (s. o.) ...

 

Wichtig:

Als Folge von Mangelzuständen - z. B. einem Mangel an Cobalamin = Vitamin B12 - kann es

- zu vorübergehender oder dauerhafter Verminderung der Anzahl

- zu völligem Verlust

- zur Unterfunktion

der MELANOZYTEN in der Haut kommen (= ‚Hypomelanosen’).

 

-> Siehe dazu: Essen & Co. – Phenylalanin/Tyrosin, ... Ergänzungen, Vitamine; Glossar – Erklärungs-ABC etc.; de.wikipedia.org/wiki/Substantia_nigra etc.

 

 

Und zum Nachdenken ...

  • Als ‚Café-au-lait-Fleck’ bezeichnet man ein melanozytisches, milchkaffeefarbenes Muttermal (= Naevus) in der Epidermis, das meist am Rumpf lokalisiert ist. Vorkommen: U. a. bei der ATAXIA TELEANGIECTATICA.

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ATAXIA TELEANGIECTATICA

Symptome:

Zerebellar-extrapyramidal-motorische Störungen

Teleangiektasien* im Bereich der Augen (okulokutan)

Pigmentflecken

Polyneuropathie

Immundefekt mit Immunglobulinmangel

Lymphome

 

* Teleangiektasien sind bleibende Erweiterungen kleiner, oberflächlicher Hautgefäße – z. B. bei Herz- und Lungenkrankheiten am Rippenbogen, bei chronisch-venöser Insuffizienz an den Unterschenkeln.

 

Wichtiges Frühsymptom

 

Augenbewegungsstörungen

 

 

 

Bitte hierzu weiterlesen bei:

Fragen, Fragen, Fragen – Galaktose/Fruktose/Glutathion/GABA

Und siehe auch:

Leitungsbahnen etc.

Zum Nachdenken – Blutgruppen und Kohlenhydrate

 

Und ...

  • Ein sog. ‚Storchenbiss’ (Nävus Unna-Politzer) ist ein häufig vorkommendes ‚Feuermal’ (Naevus flammeus) in der Mittellinie des Nackens.

Bitte hierzu weiterlesen bei Wikipedia:

de.wikipedia.org/wiki/Storchenbiss

en.wikipedia.org/wiki/Nevus_flammeus_nuchae (stork bite)

en.wikipedia.org/wiki/Birthmark etc.

  • “Birthmarks are caused by overgrowth of blood vessels, melanocytes, smooth muscle, fat, fibroblasts, or keratinocytes.”

 

Und siehe auch:

Gedankensplitter –

Bulbus olfactorius ... und Paukensaite (Innenohr etc.)

 

Bei Wikipedia:

de.wikipedia.org/wiki/Vitiligo etc.

Und:

de.wikipedia.org/wiki/Michael_Jackson

 

 

Quellen und zum Weiterlesen:

Klinisches Wörterbuch ‘Pschyrembel’ (1994; 2007)

Naturheilpraxis heute

 

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